In die Sonne schauen - Wie man die Angst vor dem Tod überwindet
Ausgabe:
1. Auflage 2010
Autor:
Irvin D. Yalom
Verlag:
btb Verlag
München
Seiten:
272 Seiten
Preis:
13,00 Euro
ISBN:
978-3-44273838-0
Anmerkungen:
Auch in elektronischer Form erhältlich.
Rezension:
Obwohl sich Irvin Yalom einem Furcht erregenden Thema, nämlich der jedem Menschen innewohnenden Angst vor dem Tod widmet, sieht der Autor zahlreicher Fachbücher und Romane sein Buch als ein optimistisches an, das Hilfestellung dabei gibt, dem Tod auf eine Weise ins Auge zu blicken, die nicht nur seinen Schrecken mildern soll, sondern im besten Fall das Leben bereichern kann. Als intellektuelle Vorfahren stützt sich der Psychiater und ausgebildeter Psychoanalytiker weniger auf die Theorien Freuds, Jungs und anderer Psychiater und Psychologen, als vielmehr auf die klassischen Philosophen Griechenlands, im Besonderen auf Epikur (ca. 341 v. Chr. bis 271 v. Chr.). Dieser sah die Aufgabe des Philosophen darin, sich um die menschliche Seele zu kümmern, so, wie sich der Arzt um den Körper kümmert, und deren Leid zu lindern. Einige Thesen Epikurs seien hier genannt, denn sie zählen zu den Grundgedanken, die in das therapeutische Handeln Yaloms einfließen:
Eine der Hauptquellen des menschlichen Elends liegt laut Epikur in seiner mehr oder weniger bewussten, aber allgegenwärtigen Angst vor dem unausweichlichen Tod, der die Lebensfreude stört und jedes Vergnügen trübt. Für Epikur ist aber die Seele sterblich und vergeht zusammen mit dem Körper. Wenn dies so ist, haben wir in einem Leben nach dem Tod nichts zu fürchten. Es gibt kein Bedauern hinsichtlich des Lebens, was wir verloren haben, und auch strafende Götter können uns nichts anhaben. Das ultimative Nichts als zweites Argument geht davon aus, dass die Seele, die sich beim Tod aufgelöst hat, nichts mehr wahrnehmen kann, und was nicht wahrgenommen wird, für uns ohne Bedeutung ist. Anders gesagt: „Wo ich bin, ist der Tod nicht und wo der Tod ist, bin ich nicht.“ Das Argument der Symmetrie schließlich besagt, dass unser Zustand des Nichtseins nach dem Tod derselbe ist wie der vor unserer Geburt. Wenn aber beide Zustände identisch sind, warum sollten wir dann den einen fürchten, während uns der andere wenig berührt? Diese eher den Intellekt ansprechenden Erklärungen werden ergänzt durch den Gedanken des so genannten Welleneffekts, der, so Yalom „von allen Ideen aus meinen praktischen Jahren, wie man der Todesfurcht und der Verzweiflung eines Menschen über die Vergänglichkeit des Lebens entgegentritt, einzigartig überzeugend ist.“ Damit ist gemeint, dass jeder Mensch mit Absicht oder auch unwissentlich Einflusskreise erzeugt, die über viele Jahre und Generationen hinweg Wirkungen auf andere Menschen ausüben. Dieses Fortwirken kann sich beziehen auf die Weitergabe von Lebenserfahrung, Trost, Anleitung, Weisheit und vieles mehr. Auch wenn persönliche Identität damit nicht bewahrt wird, so wirkt diese Idee doch dem Gefühl der Sinnlosigkeit des Vergänglichen sehr stark entgegen. Der Autor ist erklärter Atheist, so dass sein Therapieansatz religiös orientierte Menschen vielleicht weniger anspricht, jedoch machen Yaloms sehr authentische Art zu schreiben, die auch persönliche Erfahrungen im Umgang mit der (eigenen) Endlichkeit nicht ausspart, ebenso seine große Empathiefähigkeit und Menschlichkeit, die bei der Schilderung vieler therapeutischer Fallbeispiele zum Ausdruck kommt, das Buch für jeden lesenswert, der sich vorurteilslos mit diesem Menschheitsthema beschäftigen will.
Rezensent(in):
Antje Schütter
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