Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS)
Die Monoklonalen Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) ist charakterisiert durch den laborchemischen Nachweis von vollständigen oder unvollständigen Antikörpern (Immunglobulinen) im Blutserum von Menschen ohne Krankheitsanzeichen, wobei die Immunglobuline von den Abkömmlingen einer einzigen Zelle gebildet werden und daher identisch sind. Sie werden als M-Protein oder Paraprotein bezeichnet. MGUS hat für sich genommen keinen Krankheitswert, geht aber mit einem erhöhten Risiko für den Übergang in eine bösartige Erkrankung einher und kann zu bestimmten Komplikationen führen (siehe unten). Unterformen der Monoklonalen Gammopathie unklarer Signifikanz sind die Schwerketten-MGUS und Leichtketten-MGUS. Im Falle der Schwerketten-MGUS ist der Anteil an freien Schwerketten als Antikörperbestandteile erhöht, im Falle der Leichtketten-MGUS der Anteil an Leichtketten als Antikörperbestandteile.
Die Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz tritt häufiger im höheren Lebensalter auf. Sie findet sich bei etwa 3% der Menschen über 50 Jahre und bei ungefähr 5% der Menschen über 70 Jahre. Pro Jahr und 100.000 Einwohner werden in Deutschland ungefähr 4 - 5 Neudiagnosen gestellt.
Kriterien für die Diagnose einer Monoklonalen Gammopathie unklarer Signifikanz sind:
- der Nachweis von weniger als 30 g/l M-Protein im Blutserum
- der Nachweis von weniger als 10% Plasmazellen im Knochenmark, welche als Zellen des Immunsystem Antikörper produzieren
- das Fehlen von Symptomen, die auf ein Multiples Myelom oder ein anderes B-Zell-Lymphom hinweisen.
Die Wahrscheinlichkeit für einen Übergang der Monoklonalen Gammopathie unklarer Signifikanz in eine bösartige Erkrankung ist höher, wenn der M-Protein-Gehalt des Blutes bei ≥15 g/l liegt, der Knochenmarkbefall mit Plasmazellen zunimmt, die Erkrankung auf einem anderen Immunglobulin als dem Immunglobulin G beruht und sich das Verhältnis der beiden freien Immunglobulin-Leichtketten außerhalb des Normbereichs befindet.
Auf eine Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz folgende Krebserkrankungen sind insbesondere das Multiple Myelom und B-Zell-Lymphome wie beispielsweise Morbus Waldenström und die Chronische Lymphatische Leukämie. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Akuten Myeloischen Leukämie, einer Myelodysplastischen Neoplasie (MDS), einer Polycythaemia vera sowie eines nicht-hämatologischen Tumors.
Vor dem Hintergrund einer Monoklonalen Gammopathie unklarer Signifikanz können sich Organfunktionsstörungen als Folge einer Leichtketten-Amyloidose, Gefühls- und Funktionsstörungen sowie Schwäche durch eine Schädigung des Nervensystems (Polyneuropathie), Nierenfunktionsstörungen sowie die Auflösung der roten Blutkörpüerchen (Erythrozyten) (Hämolyse) und andere Autoimmunerscheinungen entwickeln. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für Infektionen durch die Verminderung der normalen Immunglobuline, für Osteoporose oder Knochenbrüche sowie für Beinvenenthrombosen und Lungenembolie.
Weitergehende Informationen zur Monoklonalen Gammopathie unklarer Signifikanz finden sich in folgender Literatur:
DLH-Infoblatt „Monoklonale Gammopathie Unklarer Signifikanz (MGUS)“
DLH-Infoblatt „Monoklonale Gammopathie Unklarer Signifikanz (MGUS) - Das POEMS-Syndrom“
DLH-Infoblatt „Monoklonale Gammopathie Unklarer Signifikanz (MGUS) - Die Bestimmung der freien Leichtketten im Blut: Klinische Bedeutung beim Multiplen Myelom (Plasmozytom) und anderen Monoklonalen Gammopathien“.
Einschlägige Informationen finden sich zudem in der Onkopedia-Leitlinie
„Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS)“,
die sich als Empfehlung der Fachgesellschaft zur Diagnostik und Therapie hämatologischer und onkologischer Erkrankungen allerdings primär an Ärzte richtet.