Morbus Waldenström (MW)
Bei Morbus Waldenström (MW) handelt es sich um ein langsam fortschreitendes, medizinisch als indolent bezeichnetes Non-Hodgkin-Lymphom. Weitere Bezeichnungen lauten Waldenströms Makroglobulinämie, Immunozytom oder Lymphoplasmozytisches Lymphom. Morbus Waldenström ist eine Erkrankung des höheren Lebensalters. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei ungefähr 65 Jahren. Pro Jahr und 100.000 Einwohner tritt in Deutschland etwa eine Neuerkrankung auf.
Bei Morbus Waldenström sind die lymphoplasmozytischen Zellen als Vorstufen der Plasmazellen von einer Veränderung des genetischen Materials betroffen. Plasmazellen sind für die Bildung von Antikörpern (Immunglobulinen) zuständig. Aufgrund der genetischen Veränderung kommt es zu einer unkontrollierten Vermehrung der lymphoplasmozytischen Zellen. Zudem wird im Blut ein funktionsuntüchtiges Immunglobulin M (Paraprotein; kurz IgM) gebildet. Da es auf eine einzige veränderte lymphoplasmozytische Zelle zurückgeht, sind alle Immunglobulinmoleküle identisch. Sie lagern sich zu Makroglobulin genannten Aggregaten zusammen.
Auf Basis von genetischen Veränderungen werden drei Gruppen von Morbus Waldenström-Patienten unterschieden. Die genetischen Veränderungen betreffen die Gene MYD88 und CXCR4.
- Gruppe 1: Patienten, die eine Veränderung im MYD88-Gen, aber nicht im CXCR4-Gen haben (etwa 50% der Patienten)
- Gruppe 2: Patienten, die eine Veränderung in beiden Genen haben
- Gruppe 3: Patienten, die in beiden Genen keine Veränderung haben (etwas 10% der Patienten)
Die beiden erstgenannten Gruppen zeichnen sich durch einen zumeist günstigeren Krankheitsverlauf aus. Die vierte denkbare Konstellation (keine Veränderung im MYD88-Gen, aber eine im CXCR4-Gen) kommt nicht vor.
Bei Morbus Waldenström kann es zu einer Vielzahl an Symptomen kommen.
- Lymphknoten, Milz und / oder Leber können anschwellen.
- B-Symptome wie Fieber ohne erkennbare Ursache, Nachtschweiß mit Wechsel der Nachtwäsche und eventuell auch der Bettwäsche sowie ein Gewichtsverlust von mehr als 10% in 6 Monaten können auftreten.
- Weitere Symptome gehen auf eine zu geringe Zahl normaler Blutzellen zurück: Blässe, Schwächegefühl, Kurzatmigkeit durch einen Mangel an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) sowie Infektionen der Lunge und Harnwege durch einen Mangel an weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Durch einen Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten) kann es selten auch zu einer Blutungsneigung mit blauen Flecken und punktförmigen Einblutungen an der Haut kommen.
- Die durch die Makroglobuline hervorgerufene Dickflüssigkeit des Blutes kann zu Nasenbluten, Kopfschmerzen, Seh- und Hörstörungen, Schwindel und Schläfrigkeit führen.
- Ebenfalls kommt es bei einigen Patienten zu Durchblutungsstörungen mit blass bis blau werdenden Fingern (Raynaud-Syndrom).
- Wenn die Makroglobuline bei Kälte unlöslich werden und sich in den kleinen Blutgefäßen ablagern, kann es zu Gefäßentzündungen kommen (Kälteagglutininkrankheit, Kryoglobulinämie).
- Charakteristisch sind auch Nervenschädigungen mit Gefühlsstörungen, Kribbeln und Schmerzen am ganzen Körper und insbesondere an den Beinen, Füßen, Armen und Händen (Polyneuropathie) aufgrund der Schädigung der Myelinscheiden um die Nervenzellfortsätze durch das Paraprotein IgM.
- Als Komplikation kann zudem eine Leichtkettenamyloidose auftreten. Hierbei können sich die gebildeten freien Leichtketten der Immunglobuline zusammenlagern. Bei Einlagerung dieser Eiweiße in Organe kann es zu einer Einschränkung der Organfunktion kommen.
Weitergehende Informationen zu Morbus Waldenström sowie seiner Behandlung finden sich in folgender Literatur:
DLH-Infoblatt „Morbus Waldenström (1)"
DLH-Infoblatt „Morbus Waldenström (2)"
DLH-Infoblatt „Morbus Waldenström - Die Bestimmung der freien Leichtketten im Blut: Klinische Bedeutung beim Multiplen Myelom (Plasmozytom) und anderen Monoklonalen Gammopathien"
Broschüre „Morbus Waldenström. Ein Patientenratgeber für Betroffenen und Angehörige“ der Leukämiehilfe RHEIN-MAIN e.V.
Flyer „Morbus Waldenström. Beschreibung - Diagnose – Therapie“ des Kompetenznetzes Maligne Lymphome
Deutschsprachiges Informationspaket der International Waldenstrom’s Macroglobulinemia Foundation (IWMF)
Einschlägige Informationen finden sich zudem in der Onkopedia-Leitlinie
„Morbus Waldenström (Lymphoplasmozytisches Lymphom)“,
die sich als Empfehlung der Fachgesellschaft zur Diagnostik und Therapie hämatologischer und onkologischer Erkrankungen allerdings primär an Ärzte richtet.