Aplastische Anämie (AA)
Bei der Aplastischen Anämie (AA) handelt es sich um eine nicht bösartige, aber dennoch lebensbedrohliche Erkrankung mit reduzierter Blutzellbildung im Knochenmark. Die Erkrankung kann von einer Paroxysmalen Nächtlichen Hämoglobinurie (PNH) begleitet sein. Es besteht zudem das Risiko, dass sich eine Myelodysplastische Neoplasie (MDS) oder eine Akute Myeloische Leukämie (AML) entwickelt.
Die Aplastische Anämie weist zwei Erkrankungsgipfel im Alter von 10 - 25 Jahren und von über 60 Jahren auf. Pro Jahr und 1.000.000 Einwohner treten in Deutschland 2 - 3 Neuerkrankungen auf.
Bei der Aplastischen Anämie liegen weniger als 25% der normalerweise im Knochenmark vorhandenen Zellen vor. Die Verminderung der Blutzellen kann zwei oder alle drei Blutzellreihen betreffen. Anhand des Ausmaßes der Blutzellzahlminderungen werden drei Schweregrade der Erkrankung unterschieden. Die Zellbildung im Knochenmark kann auch vollständig fehlen.
Es werden angeborene und erworbene Formen unterschieden. Angeborene Formen sind Krankheiten wie beispielsweise die Diamond-Blackfan-Anämie, Fanconi-Anämie und Telomeropathie. Erworbene Formen gehen bei ungefähr 5% der Fälle auf eine Virusinfektion und bei ungefähr 20% der Fälle auf Medikamente oder andere toxische (giftige) Stoffe zurück. Bei etwa 75% der Fälle lässt sich die Ursache der erworbenen Aplastischen Anämie nicht klären. Es wird davon ausgegangen, dass in einer Vielzahl dieser Fälle ein Autoimmunprozess zugrunde liegt: Bestimmte Abwehrzellen, die T-Lymphozyten, greifen körpereigene Knochenmarkzellen an. Diese sterben dadurch ab und es stehen zu wenige Zellen für eine ausreichende Blutbildung zur Verfügung. Störungen der Blutbildung nach einer Chemotherapie oder Bestrahlung werden nicht als Aplastische Anämie bezeichnet.
Die Symptome der Aplastischen Anämie ergeben sich aufgrund der zu geringen Zahl normaler Blutzellen. So treten bei einem Mangel an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) Erschöpfung, Blässe, Kurzatmigkeit, Kopfschmerzen, Ohrensausen, Schwindel und ein schneller Pulsschlag auf. Eine zu geringe Zahl an weißen Blutkörperchen (Leukozyten) führt zu häufigen und trotz Antibiotikaeinnahme langwierigen Infektionen. Ein deutlicher Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten) kann zu Zahnfleischbluten, Nasenbluten, kleinen bräunlich-roten Punkten auf Armen und Beinen, starken Regelblutungen und Blut im Urin oder Stuhl führen.
Weitergehende Informationen zur Aplastischen Anämie und ihrer Behandlung finden sich in folgender Literatur:
Broschüre „Aplastische Anämie (AA) und Paroxysmale Nächtliche Hämoglobinurie (PNH) – Gib niemals auf!“ der Aplastische Anämie & PNH e.V.
DLH-Infoblatt „Aplastische Anämie (AA) - Familiäre Häufung bei akuter Leukämie, MDS und AA“
Einschlägige Informationen finden sich zudem in der Onkopedia-Leitlinie
„Aplastische Anämie“,
die sich allerdings als Empfehlung der Fachgesellschaft zur Diagnostik und Therapie hämatologischer und onkologischer Erkrankungen primär an Ärzte richtet.