Komplementärmedizin - Eine Leitlinie für Patienten mit einer Krebserkrankung (Patientenleitlinie)
Ausgabe:
1. Auflage 2021
Autor:
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. (DKG) und der Deutschen Krebshilfe (DKH)
Seiten:
143 Seiten
Rezension:
Viele Krebspatienten fragen sich, was sie selbst zur Behandlung ihrer Krankheit beitragen können und welche Maßnahmen besser zu meiden sind. Passende Verfahren finden sich im Bereich der Komplementärmedizin, wobei diese die schulmedizinische Behandlung unterstützen und dazu dienen, die Nebenwirkungen der Krebstherapie zu lindern. Werden Maßnahmen der Komplementärmedizin hingegen zur eigentlichen Behandlung des Krebses angewandt, ist Vorsicht geboten – denn Krebs selbst lässt sich hierdurch nicht heilen. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie die vorliegende Patientenleitlinie erstellt. Diese basiert auf der „S3-Leitlinie Komplementärmedizin in der Behandlung onkologischer PatientInnen“, die von mehreren medizinischen Fachgesellschaften, Organisationen und Patientenvertretern auf der Grundlage von Studienergebnissen erarbeitet wurde.
In der Patientenleitlinie werden Bewertungen der folgenden komplementärmedizinische Verfahren und Methoden dargestellt:
• Medizinische Systeme: Akupunktur und Akupressur aus der Traditionellen Chinesischen Medizin, klassische Naturheilverfahren, anthroposophische Medizin, Homöopathie
• Mind-Body-Verfahren: Meditation, achtsamkeitsbasierte Stressreduktion, Thai Chi/Qigong, individualisierte multimodale Therapie
• Manipulative Körpertherapien: Osteopathie, Chirotherapie,Fußreflexzonenmassage, klassische Massage, Reiki, Healing Touch, Therapeutic Touch, Polarity, Tuina, Shiatsu, Sport- und Bewegungstherapie, Hyperthermie
• Biologische Therapien: Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe, pflanzliche und tierische Enzyme, Carnitin, Heilpflanzen und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, Amygdalin, Krebsdiäten
Die Bewertung der komplementärmedizinischen Maßnahmen erfolgte bezüglich folgender Aspekte:
• Einfluss auf die durchschnittliche Überlebenszeit und das Tumorwachstum
• Einfluss auf die Lebensqualität und das psychische Wohlbefinden
• Einfluss auf die Beschwerden der konventionellen Krebsbehandlung oder der Krebserkrankung
• Neben- und Wechselwirkungen von komplementärmedizinischen Methoden
Drei Abstufungen werden dabei unterschieden: starke Empfehlung („soll“), Empfehlung („sollte“) und offene Empfehlung („kann“).
Generell ist festzuhalten, dass viele Verfahren und Therapien zur Linderung von Nebenwirkungen und Symptomen der Erkrankung getestet werden. Jedoch sind die Ergebnisse der meisten Studien wissenschaftlich nicht belastbar, sodass sichere Aussagen zur positiven oder negativen Wirkung der Verfahren und Therapien kaum gemacht werden können. Der wichtigste und entscheidende Teil der Patientenleitlinie (Kapitel 7) ist die Nennung von komplementärmedizinischen Verfahren und Therapien, die für die Behandlung bestimmter Beschwerden nützlich sind; angegeben werden hier auch die zu vermeidenden Verfahren und Therapien. Folgende Beschwerden werden betrachtet:
• Angstsymptome / Ängstlichkeit
• Depressivität
• Entzündung der Darmschleimhaut im Becken durch Bestrahlung (mit Durchfall)
• Entzündung der Mundschleimhaut durch Bestrahlung oder Chemotherapie
• Entzündung der Haut durch Strahlentherapie
• Wiederherstellung der Darmfunktion nach Operation
• Ein- und Durchschlafstörungen
• Fatigue
• Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen
• Schädigung des Tastempfindens (Polyneuropathie)
• Schmerzen
• Stress
• Übelkeit und Erbrechen
• Trockener Mund
• Verminderte Anzahl an neutrophilen Granulozyten (bestimmte weiße Blutkörperchen).
Allgemein wird bei vielen Beschwerden die Anwendung von Bewegung und Sport, Akupunktur und Akupressur, Yoga, achtsamkeitsbasierter Stressreduktion sowie von Thai Chi und Qigong empfohlen. Im Vergleich hierzu werden biologische Therapien kaum positiv bewertet. Beispiele für nützliche Arzneipflanzen sind Ingwer bei Übelkeit und Erbrechen, Traubensilberkerze bei Wechseljahrsbeschwerden und Ginseng bei Fatigue. Mistel hingegen soll bei hämatologischen Krebserkrankungen nicht eingesetzt werden. Darüber hinaus enthält die Patientenleitlinie Hinweise zur Alltagsbewältigung bei Krebs, Tipps für Angehörige und Freunde zum Umgang mit Krebserkrankten, Erläuterungen zu Patientenrechten sowie wichtige Adressen und Anlaufstellen.
Rezensent(in):
Dr. rer. nat. Birgit Grohs, DLH-Patientenbeistand
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