Leben bis zum Schluss. Abschiednehmen und würdevolles Sterben - eine persönliche Streitschrift
Ausgabe:
3. Auflage 2007
Autor:
Petra Thorbrietz
Verlag:
ZS Verlag Zabert Sandmann
Hamburg
Seiten:
169 Seiten
Preis:
16,95 Euro
ISBN:
978-3-89883-186-4
Anmerkungen:
Gebundenes Buch.
Rezension:
Die Autorin beschreibt in diesem Buch sprachlich sensibel und sehr berührend, wie der Kampf um das Leben ihres an Krebs erkrankten Ehemannes in nur 112 Tagen verloren ging. Als Abschiedsgeschenk an ihren Mann gedacht, steht im Vordergrund des Buches das würdevolle Sterben. Für den Patienten und seine Ehefrau stellte sich dieses als eine kaum lösbare Aufgabe dar, denn im Wechselbad der Gefühle von Liebe und Leid, Hoffnung und Verzweiflung war die Angst ihr ständiger Begleiter und machte es ihnen fast unmöglich, die notwendigen Entscheidungen zu treffen. Das Urteil „infaust“ zu akzeptieren, also dem Ende zugehend, fiel ihnen ebenso schwer wie den behandelnden Ärzten. Ähnlich wie im vorliegenden Fall versuchen Ärzte oft, sämtliche medizinische Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Das führt laut Autorin dazu, dass die Folgen medizinischer Handlungsweise oft dramatischer sind als die Krankheit selbst, und sie stellt deshalb die Frage: wie menschlich ist eigentlich unsere Medizin? Das Buch ist eine kritische Auseinandersetzung mit unserem Gesundheitssystem, dessen Grenzen nicht nur am Leidensweg des verstorbenen Ehemannes deutlich werden, sondern auch anhand vieler anderer, am Rande erwähnter Krankengeschichten. Moderne Medizin kann zwar in vielen Fällen das Leben verlängern, manchmal aber auch das Sterben. Überleben ist kein Wert an sich, es kann sogar sehr unangenehm sein. Also Abbruch oder Verweigerung der weiteren Behandlung? Auf keinen Fall sollte jedoch die letzte Chance auf Besserung durch Unkenntnis leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden. Leider zeigt sich aber oft erst zu spät, dass es besser gewesen wäre, man hätte den Tagen mehr Leben gegeben und nicht dem Leben mehr Tage. Der Leser findet in diesem Buch viele Denkanstöße darüber, was am Ende seines Lebensweges für ihn selbst einmal in Frage kommen wird, denn nicht nur die Frage „Wie“ dieses stattfinden soll, sondern auch das „Wo“ ist sehr wichtig und wird ausführlich behandelt. Die gewonnenen Erkenntnisse kann er dazu verwenden, seine diesbezüglichen Wünsche präzise zu formulieren und in seiner Patientenverfügung zum Ausdruck bringen. Damit kann man sich selbst unter Umständen viel Leid ersparen und verhindern, dass die Angehörigen mit schweren Entscheidungen hoffnungslos überfordert sind. Das Buch ist ein Weckruf an uns alle, uns beizeiten mit dem Tabuthema des eigenen Endes auseinander zu setzen.
Rezensent(in):
Wolfgang Waldhaus, SHG Elmshorn
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