Selbst bestimmt sterben. Was es bedeutet. Was uns daran hindert. Wie wir es erreichen können
Ausgabe:
5. Auflage 2016
Autor:
Gian Domenico Borasio
Verlag:
dtv-Verlagsgesellschaft
München
Seiten:
240 Seiten
Preis:
13,00 Euro
ISBN:
978-3-42334893-5
Anmerkungen:
Auch in elektronischer Form erhältlich.
Rezension:
Der Palliativmediziner Gian Domenico Borasio möchte im ersten Teil seines Buches nach eigenen Worten „ein wenig Klarheit“ in die aktuell z.T. sehr emotional geführte öffentliche Diskussion um das „selbstbestimmte Sterben“ bringen, indem er zunächst verschiedene Begriffe wie aktive, passive und indirekte Sterbehilfe, assistierten Suizid, Euthanasie etc. klärt und anhand von Fallbeispielen aus der klinischen Praxis verdeutlicht. Auch die derzeit gültigen rechtlichen Grundlagen werden einbezogen. In einem eigenen Kapitel diskutiert er die Frage, ob eine gesetzliche Regelung des assistierten Suizids in Deutschland notwendig ist. Ein vom Verfasser und drei weiteren Wissenschaftlern aus dem Bereich Medizinrecht, Medizinethik und Palliativmedizin erarbeiteter Gesetzesvorschlag wird vorgestellt. Dieser stellt einen Mittelweg zwischen der Legalisierung der Tötung auf Verlangen nach niederländischem Vorbild und dem striktem Verbot jeglicher Form der „Hilfe zum Sterben“, wie dies in Österreich und Italien der Fall ist, dar. Vor allem aber soll der Vorschlag dazu beitragen, den Blick frei zu machen für die wirklich wesentlichen Aspekte der Selbstbestimmung am Lebensende, die die unterschiedlichen Bedürfnisse, Wünsche und Wertvorstellungen des Menschen ausmachen.
So wird im zweiten Teil des Buches deutlich, dass Selbstbestimmung am Lebensende sich nicht auf die Wahl des Todeszeitpunkts reduzieren lässt und es vielmehr um eine ganzheitliche Begleitung des Menschen in der letzten Phase seines LEBENS geht, die physische, psychologische, soziokulturelle und nicht zuletzt spirituelle Faktoren berücksichtigt. Die Hoffnung, ein Gesundheitssystem zu entwickeln, das die Selbstbestimmung des Menschen auch, aber nicht nur, am Ende seines Lebens ermöglicht, wird sich nur erfüllen, wenn hierbei nicht allein ökonomische Gesichtspunkte im Vordergrund stehen, sondern eine „hörende Medizin“ die unterschiedlichen Bedürfnisse kranker Menschen würdigt und ernst nimmt. Nach seinem Buch „Über das Sterben“ (es ist empfehlenswert, dieses Buch vorher zu lesen) liefert der Autor ein weiteres ausgezeichnetes Buch zu einem wichtigen Thema, das alle Menschen existenziell betrifft.
Rezensent(in):
Antje Schütter, DLH-Patientenbeistand
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