Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster
Ausgabe:
5. Auflage 2018
Autor:
Susann Pásztor
Verlag:
KIWI-Taschenbuch
Köln
Seiten:
288 Seiten
Preis:
12,00 Euro
ISBN:
978-3-462-05186-5
Anmerkungen:
Auch in elektronischer Form und als Hörbuch erhältlich.
Rezension:
Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster …
Den Brauch, nach dem Tod eines Menschen das Fenster zu öffnen, damit die Seele einen Weg in den Himmel findet, hat Susann Pásztor als Titel ihres Romans gewählt, der Karlas angstfreies Sterben mit Unterstützung von Fred, Phil, Rona und Klaffki beschreibt und der Lust macht, das Leben bis zum Ende auszukosten.
Karla Jenner-García, Künstlerin, Fotografin und als Deadhead Fan der Rockband „The Gradeful Dead“, ist an Bauchspeicheldrüsenkrebs mit inoperablen Metastasen in der Leber und der Wirbelsäule erkrankt. Nach dem Abbruch der Chemotherapie hat sie noch etwa sechs Monate zu leben und hat um Sterbebegleitung seitens des Hospizdienstes gebeten, da sie sich so etwas menschliche Wärme erhofft. Ihr wird Fred Wiener als ausgebildeter ehrenamtlicher Sterbebegleiter zugewiesen; für ihn ist dies die erste Sterbebegleitung. Für den scheuen und pedantischen Sonderling Fred stellt Karla als eigensinnige, spröde, selbständige und reservierte Frau eine Herausforderung dar, zu der er kaum Kontakt findet. Dies gelingt jedoch seinem Sohn Phil, der für Karla deren Konzertfotos digitalisiert und archiviert. Freds Versuch, den Kontakt zwischen Karla und ihrer Schwester an Weihnachten wiederherzustellen, scheitert. Hiernach bricht Karla den Kontakt zu Fred ab. Phil besucht sie jedoch weiter; zudem bessert sich die Vater-Sohn-Beziehung in dieser Zeit deutlich. Nachdem Karla im Aufzug steckengeblieben ist und der Hausmeister Leo Klaffki Fred bittet, Karla in dieser Situation beizustehen, entsteht zwischen Fred und Karla eine Freundschaft. Im Frühjahr entscheidet sich Karla, ihr Leben durch den Verzicht auf Flüssigkeit und Nahrung zu beenden. Unterstützt wird sie während ihres Ablebens durch Fred, Phil, Klaffki und Rona.
Im Zuge ihres Sterbens beschreibt Karla den Tod wie folgt:
„Man muss sich überhaupt keine Gedanken machen, was man mitnehmen will. Handgepäck reicht völlig aus. Kein Mensch braucht mehr als Handgepäck. Odysseus hatte noch nicht mal Handgepäck dabei, oder?“
Der sehr lesenswerte Roman zeichnet sich durch Leichtigkeit, Einfühlsamkeit, große Tiefe und Humor aus und kann als sanfte Aufklärung bezüglich eines angstfreien Sterbens verstanden werden. In jedem Fall verbreitet das Buch keine Angst und keinen Schrecken!
Das Buch wurde seitens der ARD verfilmt und ist bis zum 24. November 2024 in der ARD-Mediathek zu sehen
Rezensent(in):
Dr. rer. nat. Birgit Grohs
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